@ALBUM: gute.unterhaltung Heinz Rudolf Kunze: Gute Unterhaltung, 1989 Produziert von Heiner Luerig Aufgenommen von Heiner Luerig und Michael Polten im Madagaskar Studio Hannover, Maerz bis August 1989 "Glueck ... ist nur moeglich als gemeinsame Arbeit an der Verbesserung; oder doch wenigstens an der Nicht- Verschlimmerung; oder doch wenigstens im Widerstand gegen das Allerschlimmste." - Hermann Kinder @SONG: Akrobat Die Stunde vor acht: So lang wie die Nacht. Dann auf zu den uralten Taten. Und einer im Saal wird dich jedesmal verachten, verleugnen verraten. Die Lichter gehn an, ein einsamer Mann jongliert mit tausend Blicken. Sie werden's nie lernen: Dein Griff nach den Sternen ist ein Griff nach Trapezen und Stricken. Akrobat, du machst ihnen Spass, den Clowns, mit dem graesslichen Lachen. Akrobat, gefundener Frass, sie gaffen mit offenem Rachen. Akrobat, du Topsensation, die Angst kommt in gierigen Wellen. Akrobat, sie sehen dich schon im Sand der Arena zerschellen. Der Abend verlischt, der Beifall verwischt die Verbeugung, den Schweiss und die Traenen. Die Loewen vergessen den Kaefig beim Fressen und schuetteln den Mond aus den Maehnen. Die Show geht viel weiter als der Kunde begreift, dein Kopf ist ein fluesterndes Zimmer. Ein mueder Vampir, der sich Schminke abschleift, und die Sonne macht alles noch schlimmer. Akrobat, du hast sie gesehn, die Gaukler und Seelenverkaeufer. Akrobat, du kannst sie verstehn, die heimlichen Suender und Saeufer. Akrobat, hoch oben im Zelt, hast immer dein Bestes gegeben. Akrobat, was kostet die Welt? Du zahlst mit dem letzten Schluck Leben. Sie brauchen dich sehr, der Mensch wird am liebsten belogen. Du brauchst sie nicht mehr. Du hast dich beim Salto verflogen Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig / Heinz Rudolf Kunze @SONG: Groesser als wir beide Ich nehm die Nachtmaschine, fort von dir. Die Welt will Walzer tanzen unter mir. Du liegst allein im Dunklen, wach und weit. Ich trag dein Augenfunkeln durch die Zeit. Dreissigtausend Fuss, noch ein letzter Gruss - dann zieh'n die Wolken Lederjacken an, mit Sternen drauf. Was heut mit uns geschah, war groesser als wir beide. Wir stuerzen in den Himmel, verwandelt und vertraut. Was heut mit uns geschah, war groesser als beide: Die Landebahn in Flammen tief unter unsrer Haut. Mich rufen fremde Laender, doch ich bleib nicht lang. Hoer meinen leisen Sender, geh auf Empfang. Behalt die Nacht im Auge, denk an mich. Das kleine Licht im Anflug, das bin ich. Can you read me? Yes, my dear. Can you read me? Loud and clear. I'll be here, I read you. I need you. Was heut mit uns geschah, war groesser als wir beide. Wir fallen bis zur Sonne, wir lachen und verglühn. was heut mit uns geschah, war groesser als wir beide. Das Sternbild unsrer Namen wird ewig Kreise ziehn. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig @SONG: Alles was sie will Ich bin erschuettert vor Glueck, wenn ihre Haut mich streift. Ich moechte versinken im Meer, damit sie nach mir greift. Der halbe Himmel stuerzt ein, wenn sie mich sturmreif kuesst. Ich hatte immer geglaubt, ich wuesste wie das ist. Alles was sie will, ich geb ihr alles was sie will, sie sitzt am längren Hebel. Mein Herz hat Bodennebel, wenn sie mich vergisst. Wenn nachts der Regen mich fragt, ob ich verzweifelt bin, kommt ihre Hand wie der Wind und zieht mich zu sich hin. Sie hat noch niemals gesagt: Ich glaub, ich liebe dich. Hat mich entdeckt und erlegt, setzt ihren Fuss auf mich. ich wuesste wie das ist. Alles was sie will, ich geb ihr alles was sie will, sie sitzt am längren Hebel. Mein Herz hat Bodennebel, wenn sie mich vergisst. Alles was sie will, ich geb ihr alles was sie will, ich kann mich nicht beluegen. Geniess in tiefen Zuegen, wenn sie bei mir ist. Ich kann mich nicht beherrsche und ich will es auch nicht probiern. Ich moechte diesen Sternenkrieg mit flieenden Fahnen mit Haut und Haar, wie ein Mann verliern. Alles was sie will, ich geb ihr alles was sie will, sie sitzt am längren Hebel. Mein Herz hat Bodennebel, wenn sie mich vergisst. Alles was sie will, ich geb ihr alles was sie will, ich kann mich nicht beluegen. Geniess in tiefen Zuegen, wenn sie bei mir ist. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig @SONG: Ich hab's versucht Ich war und bin und bleib fuer immer ohne dich verloren. Du hast mir meinen Kopf erklaert, mich nochmal neu geboren. Die Klinge, ueber die springe, hab ich selbst geschliffen. Das alles hab ich viel zu spaet und nur durch dich begriffen. Ich hab versucht, nicht mehr von mir zu halten als versprochen. Ich hab dir jeden Eid geschworn und irgendwann gebrochen. Du ruhst auf mir wie Sonnenlicht, du weisst, wozu ich tauge. Ich hab versucht, dir Glueck zu bringen und war dein Dorn im Auge. Ich hab's versucht, Gott weiss, ich hab's versucht. Es war nicht leicht. Nicht immer hat's gereicht. Wenn ich allein vor Menschen steh, vergess ich, was ich sage. Du bist mein letzter fester Halt im Supermarkt der Tage. Wo soll ich hin, was wird aus mir, wenn's dich fuer mich nicht gibt? Warum verletzt man immer die am meisten die man liebt? Ich hab's versucht, Gott weiss, ich hab's versucht. Es war nicht leicht. Nicht immer hat's gereicht. Ich hab's versucht, Gott weiss, ich hab's versucht. Ich werd dir treu. Bleib bei mir, bleib bei mir und verzeih. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heinz Rudolf Kunze @SONG: Heul mit den Woelfen Wie fuehlt man sich als Schnee von morgen? Als Bombe, die nicht richtig tickt? Als Teilchen ohne Masse, als Welt, die nie das Licht erblickt? Dein Feuerschiff ist fast schon gesunken. Ein Saegefish umkreist deinen Sitz. Lach immerzuletzt! Denn wenn's dich vorher zerfetzt, verstehst du icht den wirklichen Witz. Heul mit den Woelfen. Streich um die Haeuser. Warte in der Winterwelt, bis irgendwer vom Schlitten faellt. Dann fass! Versuch mal, dein Gesicht zu verlieren. Kommen endlich aus der Jungfernhaut raus! Du laesst es einfach liegen, im Herrenklo, vorm Fliegen, und setz bloss keinen Finderlohn aus. Verschreibe deinem Schmerz Tempo Hundert, sonst macht statt dir der Doktor den Schnitt. Den Kopf hoch von der Schiene! Mach endlich gute Miene, mach endlich ohne Handbremse mit! Heul mit den Woelfen. Streich um die Haeuser. Warte in der Winterwelt, bis irgendwer vom Schlitten faellt. Dann fass! Was hast du davon, dir in einsamer Unschuld die schweissnassen Haende zu reiben? Gib's zu, du warst immer ein schlechter Verlierer. Warum laesst du's dann nicht einfach bleiben? Heul mit den Woelfen. Streich um die Haeuser. Warte in der Winterwelt, bis irgendwer vom Schlitten faellt. Dann fass! Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig @SONG: Gute Unterhaltung Den Bundesadler trifft der Schlag: Was blubbert da im Bundestag? Wo nimmt man neue Russen her? Was lernt man bei der Bundeswehr? Was wird aus unserm Kontinent? Was mach ich, wenn mein Flugzeug brennt? Man weiss nicht, was man sagen soll. Am besten nur noch: Ah ja. Toll. Kein Problem! Gute Unterhaltung! Kein Problem! Kein Problem! Wer hat denn diese Loch bestellt? Was raten wir der dritten Welt? Was steht in unserm Horoskop? Was schaeumt denn da im Biotop? Ein Maennlein steht im Regenwald. Hau ab, sonst wirst du abgeknallt. Ein Tanker faehrt nach Nirgendwo. Der Kapitae hoert Radio. Machts nichts! Macht nichts! Einer geht noch rein! Liebe deinen Naechsten, denn es kann der Letzte sein! Macht nichts! Macht nichts! Alles halb so wild! Sind wir noch auf Sendung? Sind wir noch im Bild? Kein Problem! Gute Unterhaltung! Kein Problem! Kein Problem! Keine Bewegung! Beat-Polizei! Die Abfahrkarten bitte! Wie schwarzbraun ist die Haselnuss? Wer sagt, dass ich die schlucken muss? "Oberlehrer! Einzelgaenger!" Wenn ich was seh, was du nicht siehst, bin ich dann der, den keiner gruesst? "Spielverderber!! Rattenfaenger!" "Besserwisser! Aussenseiter! Stoerenfried! Prinzipienreiter!" Kein Problem! Gute Unterhaltung! Kein Problem! Kein Problem! Kein Problem! Gute Unterhaltung! Kein Problem! Kein Problem! Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig @SONG: Den Bach runtergehen Im Asphalt sind Befehle, die lesen deine Raeder, wenn du drueberrollst. Sie funktionieren wie Hypnose: Beim Fahren lernst du, was du tun und lassen sollst. Tausend gierige Priester durchkaemmen unsre Staedte nach geschwaechtem Fleisch. Sie machen keine Gefangnen, bleib unter deiner Decke und mach kein Geraeusch. Es beginnt an den Raendern: Schamanen lesen Knochenwurf und Vogelflug. Es wird alles veraendern. Die Schlachtenbummler springen auf den letzten Zug. Lass uns den Bach runtergehn, endlich den Bach runtergehn, Wir wollen ins Meer, denn da kommen wir her. Lass uns kein Land mehr sehn. Toetet Unschuldige! steht auf ihrem Kleid. Toetet Unschuldige! Endlich ist es soweit. Toetet Unschuldige! Wer noch Gruende hat, luegt. Toetet Unschuldige! Wer verloren ist, siegt. Lass uns den Bach runtergehn, endlich den Bach runtergehn, Wir wollen ins Meer, denn da kommen wir her. Lass uns kein Land mehr sehn. Im Gestein sind Gedichte, die eitle Tierart aufgehoben atemlos. Fuer Fremde nicht zu entziffern, das letzte Wort behalten Wasser, Wind und Moos. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig @SONG: Maennergebet Schick mir kein blutjunges Ding rauf, das mir Karnickelaugen macht. Blutjunge Dinger ha'm Angst vor mir, schick mir 'ne Hure heut nacht. Schick mir kein einsames Herzchen, das an den falschen Stellen lacht. Schick mir kein erstes Erlebnis, schick mir 'ne Hure heut nacht. Neulich war eine bei mir auf'm Zimmer, oh Gott. Von Stunde zu Stunde wurde sie schlimmer, oh Gott. Sie wollte bloss reden, ueber den Krieg, Gott. Ich sagte: Lass mich zufrieden mit dem Krieg. Schick mir keine mit 'ner Brille. Ich will keine, die zu schlau ist. Sag: Alles klar, es geschehe dein Wille. Schick mir eine, die 'ne Frau ist. Gott, hoer mein Gebet. Oh Gott, hoer mein Gebet. Gott, hoer mein Gebet. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heinz Rudolf Kunze @SONG: Die langen Messer der Nacht Die Maenner nach links Die Frauen nach rechts zur Mitternachtsparty des Menschengeschlechts Die Kleider hier abgeben Tempo loslos der Abgang ist einfach der Andrang ist gross Der Kellner ist jung die Kassiererin kuehl der DJ ist grausam der Dealer hat Stil Die langen Messer der Nacht Die langen Messer der Nacht Immer dem Rauch nach treten sie ein schreien sie lauter Sie sind nicht allein Tanzen macht frei jedem das Seine bewegliche Ziele schiesst auf die Beine Ein Bassbajonett direkt in den Bauch du sahst immer schon tot aus jetzt bist du es auch Die langen Messer der Nacht Die langen Messer der Nacht Gedaechtniskontrolle Ruecken zur Wand Kopf in den Sand Herz in die Hand Das Schlagzeug marschiert wie die Sechste Armee bis zum bitteren Ende und es tut gar nicht weh OBJEKT ZEICHNET OPEN FIRE - DIRECT HIT MISSION TERMINATED GAME OVER Die langen Messer der Nacht Die langen Messer der Nacht Die langen Messer der Nacht Die langen Messer der Nacht Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Joshi Kappl / Heinz Rudolf Kunze @SONG: Du erwartest ein Kind Ich bin nun eine Woche lang alleine. Die Zeit ist unwahrscheinlich schnell vergangen. Schon Montag warf ich nach der Sonne Steine, hab ich dich zu vergessen angefangen. Seit einer Woche giesse ich die Pflanzen und gebe den verschlafnen Katzen Futter. Ich kauf nicht ein, ich gehe auch nicht tanzen. Am Telefon ist meistens meine Mutter. Du erwartest ein Kind, du erwartest immer zuviel von mir, immer zuviel von mir. Ich sass immer zwischen lauter leeren Stuehlen. Jede Wolke, wenn ich abhob, schon besetzt. Ich traue keinem und am wenigsten Gefuehlen. Doch ich habe dich geliebt und war entsetzt. Es hat mit deiner Heimkehr keie Eile. Dein Maedchenbild im Flur ist ganz verblichen. Ich seh von dir noch manchmal Einzelteile Im Traum - doch wie mit Rotstift durchgestrichen. Du erwartest ein Kind, du erwartest immer zuviel von mir, immer zuviel von mir. Wenn du noch einen Tag laenger dageblieben waerst, haetten wir uns an der Zimmerluft zerrieben. Jede kleinste Fortbewegung wie ein Brustschwimmzug im Teer. Du bist keinen Tag laenger dageblieben. Du erwartest ein Kind, du erwartest immer zuviel von mir, immer zuviel von mir. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Martin Huch @SONG: Goetter in Weiss Das Auge des Glaubens und das Auge der Gier einander im Wahn gegenueber - - - "Chef, sie opfern Menschen hier!" "Na und? Was waer dir lieber?" Eure Segel erscheinen auf der Schneide des Meers, an dessen Ufern die Friedlichen wohnen. Sie beten euch an. Und noch waehrend sie singen, sprechen schon eure Kanonen. Nach Gewuerzen gesucht, und gefunden wird Gold - alle Spuren so fremd, frisch und heiss. Schlechte Karten gehabt, trotzdem alles gewonnen: Wieder mal Goetter in Weiss. Goetter in Weiss haben traurige Erde mit Blut in allen Farben befleckt, fuer Kaiser und Kirche, Fortschritt und Freiheit den Rand der Welt entdeckt. Goetter in Weiss Herren der Schoepfung, todesaengstlich starkes Geschlecht. Jenseits der Liebe fuehlt ihr Verlangen, zu lieben gerade die, die ihr brecht. Unendlich erfolgreich, dem Siegen verfallen, kein Fleck blieb vor euch lange verschont. Kein Abgrund der Tiefsee, kein Fels in den Wolken, kein Grashalm ud kein Staubkorn vorm Mond. Kantiges Kinn, stechender Blick, perfekte Plaene hinter eisiger Stirn. Am Anfang das Wort, danach gleich der Mord. Izwischen pluendert ihr das eigene Hirn. AMERIKA hat noch keiner entdeckt, es ist nicht von dieser Welt. Das, was ihr Goetter "Amerika" nennt, ist nur ein Indien mit Geld. Goetter in Weiss, betet fuer euch, besser, wenn ihr buesst und bereut. Schlechte Zeiten fuer Taeter. Eher frueher als spaeter hat die Menscheit sich von Monstern befreit. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heinz Rudolf Kunze