@ALBUM: Einer.fuer.alle Heinz Rudolf Kunze: Einer fuer alle, 1988 Produziert von Heiner Luerig Co-Produzenten: Joshi Kappl, Peter Miklis, HRK Aufgenommen von Heiner Luerig und Michael Polten im Madagaskar Studio Hannover, Fruehjahr 1988 Wohl ist vom hoechsten Orte gesehen die Welt wunderbar - aber es bleibt doch wahr, dass jene, die diese Welt nicht verbessern wollen, sie nicht verdienen. - Ludwig Hohl Aber ich kann die Welt nicht veraendern. Sie war schon veraendert, als ich hier ankam. - Richard Brautigam Die Ergebnisse der modernen Volksabstimmung beweisen, dass die von der moeglichen Wahrheit getrennten Menschen dazu gebracht werden koennen, gegen sich selbst zu stimmen. - Herbert Marcuse Es ist keine Schoenheit und kein Trost mehr ausser im Blick, der aufs Grauen geht. - Theodor W. Adorno Die Freiheit des Wahnsinns versteht sich nur von der Hoehe der Festung her, die ihn gefangenhaelt. - Michel Foucault @SONG: Einer fuer alle Mach jetzt keine Fehler. Die Dinge stehen gut. Die Affen wollen Zucker und die Sterne wollen Blut. Mach jetzt keinen Fehler. Trag jetzt keinen Zopf. Irendwas muss rollen: Rubel oder Kopf. Einer fuer alle, sonst rette sich, wer kann. Einer fuer alle, du bist der kommende Mann. Einer fuer alle, keiner weiss mehr weiter, Kopf hoch, du bist dran. Denk an all die Jahre. Denk an all den Schweiss fuer die gute Sache. Und die Sache ist jetzt heiss. Hoerst du, wie sie toben? Geh und mach dein Tor. Endlich bist du oben. Was wirfst du ihnen vor? DICH!!! Einer fuer alle, sonst rette sich, wer kann. Einer fuer alle, keiner weiss mehr weiter, du bist der kommende Mann. Mach jetzt keinen Fehler. Mach nicht so'n Gesicht. Mach am besten gar nichts. Wir machen das fuer dich. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heinz Rudolf Kunze/ Heiner Luerig @SONG: Reise um die Welt Dich zu verlassen ist unmoeglich, wie weit man sich auch gehen laesst. Nein, wir behandeln uns nicht pfleglich, und dennoch halten wir uns fest. Du bist so nuechtern und magnetisch, hast nie bewundert, was mich quaelt. Wenn ich berauscht bin, wird's pathetisch. Ich kann nicht rechnen, doch ich weiss, was zaehlt: Jeder Tag mit dir ist eine Reise um die Welt, immer kommt man bei sich selber an. Jeden Tag verlauf ich mich in deinem Labyrinth aus Lava und aus Stillem Ozean. Kaum bist du fort und man vermisst dich, von keinem Traum bleibt man verschont. Dann bist du da und man vergissst dich - fast wie das Haus, in dem man wohnt. Komme, was da wolle, wenn du dich an mir reibst. Ich spiel die Nebenrolle, Hauptsache, dass du bleibst. Alle koennte kopfstehn, du hast mich an der Hand. Wir koennten auf dem Kopf gehn oder mitten durch die Wand. Jeder Tag mit dir ist eine Reise um die Welt, immer kommt man bei sich selber an. Jeden Tag verlauf ich mich in deinem Labyrinth aus Lava und aus Stillem Ozean. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig @SONG: Wehr dich Du ziehst mit deinem Fuss den Vorhang zu, du murmelst einen Fluch in dein nasses Taschentuch. Du fluesterst mir ins Ohr: Sag, wie spaet es ist. Deine Zunge schmeckt nach Salz und ich beiss dir in den Hals. Ich hab gesagt: Es ist spaet, und heute kann ich kein Herzblut mehr sehn. Ich hab dir Sachen gesagt, danach muss man einfach aufstehn und gehn. Wehr dich! Steh auf und wehr dich! Ist denn gar kein Funken Stolz in dir? Wehr dich! Steh auf und wehr dich! Lass dir das nicht bieten von mir! Ich brauchen einen Menschen, der mich nicht versteht, der nicht dauernd Hand in Hand mit mir in Erfuellun geht. Ich brauche einen Berg, der nur mir gehoert, und von dem ich dann und wann zu dir runterfallen kann. Vergiss es, mach dir nichts draus. Man liebt sich und bleibt sich wildfremd. Die Sterne lachen uns aus, sie falln dir nur im Maerchen ins Hemd. Wehr dich! Steh auf und wehr dich! Ist denn gar kein Funken Stolz in dir? Wehr dich! Steh auf und wehr dich! Lass dir das nicht bieten von mir! Der Himmel war mir immer unbequem, und was ich an dir liebe, ist nicht dein Problem. Ich will, dass wir leuchten, bis wir beide erblinden. Freunde kann ich auch woanders finden. Wehr dich! Steh auf und wehr dich! Ist denn gar kein Funken Stolz in dir? Wehr dich! Steh auf und wehr dich! Lass dir das nicht bieten von mir! Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig @SONG: Meine eigenen Wege Kannst du mir noch folgen? Kannst du mich noch sehn? Ich hab's tatsaechlich riskiert, dir den Ruecken zuzudrehn. Doch so wahr ich jetzt hier stehe: ich bereue keinen Schritt. Und so wahr ich weitergehe: Meine Zeit mit dir kommt mit. Ich geh meine eigenen Wege, ein Ende ist nicht abzusehn. Eigene Wege sind schwer zu beschreiben, sie entstehen ja erst beim Gehn. Schau, die grosse Karawane zieht vorbei im alten Trott. Fuer Kamele gibt's Gebete, fuer die Reiter einen Gott. Von Oase zu Oase, jede Nacht ein neuer Tanz. Nie verlassen sie die Wege des geringsten Widerstand. Ich geh meine eigenen Wege, welcome to this One Man Show! Ich geb mir die Sporen, sonst bin ich verloren, volles Risiko. Ich geh meine eigenen Wege, ein Ende ist nicht abzusehn. Eigene Wege sind schwer zu beschreiben, sie entstehen ja erst beim Gehn. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig / Heinz Rudolf Kunze @SONG: Jetzt erst recht Verkehrt ist verkehrt, auch wenn ihr alles geradeluegt. Was sein muss, muss werden, auch wenn ihr euer Hirn verbiegt. Ihr dopt uns mit Kino, o affengeil die ganze Welt verbrennt. Zu viele, die zusehn. Zu wenig Sehnsucht nach dem Happy End. Wenn ihr tot seid, fangen meine Kinder an zu leiden. Warum konntest du uns nicht vermieden, werden sie fragen, fragen ... Egal, was ihr versprecht, ihr bleibt immer dumm und schlecht. Aber nie wird's euch gelingen, dass ihr Traum und Wahrheit brecht: Jetzt erst recht. Alles unter Kontrolle - euer Traum vom Leben vor dem Tod. Die Flut wird steigen, und wir sitzen nicht im selben Boot. Entweder gehn wir alle unter oder über euch hinweg. Ihr werdet beides nicht begreifen. Euch zu verstehn hat keinen Zweck. Unerbittlich klammert ihr euch fest an eurem Lachen, ja, ihr werdet immer weitermachen, solan wir euch lassen. Jeder Einspruch geht vor eueren tauben Ohr'n zugrunde, dabei ist doch laengst in aller Munde, dass ihr verloren habt, was ihr geboren habt. Egal, was ihr versprecht, ihr bleibt immer dumm und schlecht. Aber nie wird's euch gelingen, dass ihr Traum und Wahrheit brecht: Jetzt erst recht. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig / Heinz Rudolf Kunze @SONG: Die offene See Was hab ich hier zu suchen? Was hab ich hier verloren? Wenig Feuer, zuviel Rauch, diese Stadt ist wie ein Bauch, und ich werd und ich werd nicht geboren. Mancher traeumt sich auf die allerfernste Insel. Nichts dabei als Aspirin und ein Herrenmagazin, un im Kopf ein laengst vergess'nes Blutgerinsel. Aber nichts ist fuer immer, wenn ich die Zeichen hier richtig versteh. Bald kommt ein Licht am Ende des Tunnels, bald erreichen wir die offene See. Ich laufe um mein Leben und komm doch nicht vom Fleck. Ich werd mich nie ergeben, ich bleibe hier nicht kleben, ich muss hier einfach irgendwie weg. Kennst du das Gefuehl, eine Stewardess zu sein, und bei jedem Start den Notausgang zu zeigen, und keiner schaut dir zu, lauter bleiche Passagiere, die sich krampfhaft in die Sportberichte beugen? Aber nichts ist fuer immer, wenn ich die Zeichen hier richtig versteh. Bald kommt ein Licht am Ende des Tunnels, bald erreichen wir die offene See. Mein Herz will endlich wissen, was mein Kopf schon lange wusste. Heute will ich tanzen, tanzen ohne Schuhe, tanzen ohne Rücksicht auf Verluste. Aber nichts ist fuer immer, wenn ich die Zeichen hier richtig versteh. Bald kommt ein Licht am Ende des Tunnels, bald erreichen wir die offene See. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heinz Rudolf Kunze @SONG: Amok Immer fuer was ueben, was dann nie passiert. Kampfbereit zu jeder Zeit, alles funktioniert. Immer dieses Jucken, Finger auf dem Knopf. Immer diese leise Stimme hinten im Kopf. Immer nah am Himmel, immer ganz allein. Ich komme aus der Sonne, keiner hoert mich schrei'n. Nachts die Ledertraeume, frueh vor Angst ganz nass. Ich weiss ja selbst, dass mir was fehlt. Fragt sich bloss, was. Amok - im Tiefflug ueber Deutschland. Amok - Feuersturm kommt auf. Amok - die werden mich nie kennenlernen. Amok - jetzt drueck ich drauf. Immer fuer was ueben, was dann nie passiert. Kampfbereit zu jeder Zeit, alles funktioniert. Immer dieses Jucken, Finger auf dem Knopf. Immer diese leise Stimme hinten im Kopf. Amok - A 1 in Richtung Dortmund. Amok - Radar gibt auf. Amok - links runter von der Kriechspur. Amok - jetzt drueck ich drauf. Amok - Maedels sind wie Schaschlik. Amok - ich spiess euch alle auf. Amok - keiner stirbt so gern alleine. Amok - jetzt drueck ich drauf. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heinz Rudolf Kunze / Heiner Luerig @SONG: Fetter Papa Ich manchmal Tarzan, ich manchmal Jane, ich bin ein Mann. Ich will wie du sein, oh Pappa, ich tu, was ich kann. Ich bin so bloede, die sind so schlau, das macht mich krank. Kauf mir ein Abi, hast doch genug auf der Bank. Pappa, fetter Pappa, mach sie weg. So viel zu lernen, gibts nach der Schule denn noch ein Leben? Ich will wie du sein, ich moechte tot sein, ich moechte schweben. Begrab mich im Keller, da liegen ja schon welche rum. Ich liebe dich, Pappa, sag Mamma 'n Gruss, bring mich um. Pappa, fetter Pappa, mach mich weg. Mein heiliges Pappaland: dreigeteilt. Meine gute alte Mamma: von Pappa geheilt. Das Paradies: durchgestylt. Pappa, mach mich weg. Pappa, fetter Pappa, mach alle satt. Pappa, fetter Pappa, mach alles platt. Pappa, fetter Pappa, mach sie weg. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig / Heinz Rudolf Kunze @SONG: Bring mich zur Welt zurueck Ich will dir gerne alles sagen, was ich weiss, mein Sohn. Bald wirst du merken: Es ist wenig. Und verbeult. Ich hab viel Spass gehabt, und noch viel oefter Wut und Angst, und hab mir manche Nacht die Augen ausgeheult. Ich weiss noch heute nicht genau, wie so ein Flugzeu fliegt, und wie Gebete in Computersprache klingen. Ich wuesste gerne, wann man alle Buecher ausradiert, und ob's in hundert Jahr'n noch Leute gibt, die singen. Bring mich zur Welt zurueck, mein Sohn. Das Allerwichtigste verstehst du schon. Wo ich mich rumtrieb, war kein Leben mehr. Ich hab dich rausgeholt, du holst mich wieder her. Ich wollte nicht so einfach spurlos ins Vergessen geh'n. Mein kleiner Tod ist doch schon das Ende einer Welt. Ich will dir gerne alles sagen, was ich weiss, mein Sohn: Fliegen lernt nur, wer aus allen Wolken faellt. Bring mich zur Welt zurueck, mein Sohn. Das Allerwichtigste verstehst du schon. Wo ich mich rumtrieb, war kein Leben mehr. Ich hab dich rausgeholt, du holst mich wieder her. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig / Heinz Rudolf Kunze @SONG: Schutt und Asche Wenn du in der Naehe bist, zeig mir dein Gesicht. Sonst kann ich dich nicht warnen, Sprache gilt hier nicht. Mir geht es wahnsinnig gut. Die Kur hat keine Nebeneffekte. Ich mach jetzt auch Filme, ich hab da so diverse Projekte. Draussen hat sich vieles geaendert, seit wir nicht mehr zusammen sind. Alle reden vom Dritten Weltkrieg und vom Zweiten Kind. Drinnen kann ich bruellen wie am Spiess! Und endlich wieder weinen wie ein Kind. Immer wenn ich Lust hab, spiel ich Bongos. Und bin gar nicht farbenblind. Die Hoelle ist aus Eis. Ein Meer muss drunter sein. Die Hoelle schweigt dich tot. Hau dir ein Loch hinein. Steck Post in eine Flasche und wirf sie in das Meer aus Schutt und Asche. Draussen wissen alle, wo es lang geht, aber keiner rueckt so richtig damit raus. Draussen sehn schon die Autowracks wie Totenschaedel aus. Drinnen hab ich alle Zeit der Welt! Ja, ich lass es wachsen in mir. Aus meinem Koerper kommt ein Baun, und oben in den Aesten sitzt ein Stier. Die Hoelle ist aus Eis. Ein Meer muss drunter sein. Die Hoelle schweigt dich tot. Hau dir ein Loch hinein. Steck Post in eine Flasche und wirf sie in das Meer aus Schutt und Asche. Text: Heinz Rudolf Kunze Musik: Heiner Luerig / Heinz Rudolf Kunze